Das sind die 7 Berufe, in denen Menschen mit narzisstischen Zügen am häufigsten anzutreffen sind, laut Psychologie

Die 7 Berufe, in denen Narzissten sich am wohlsten fühlen – und warum das total Sinn macht

Kennst du diese Leute, die jeden Raum betreten, als wären sie der Star einer Reality-Show? Die bei jedem Meeting so tun, als hätten sie gerade das Rad neu erfunden? Herzlichen Glückwunsch, du hast vermutlich jemanden mit ausgeprägten narzisstischen Zügen kennengelernt. Und hier wird es richtig interessant: Die Wahrscheinlichkeit, solchen Menschen zu begegnen, hängt ziemlich stark davon ab, in welcher Branche du arbeitest.

Der britische Psychologe Kevin Dutton hat 2011 mit seiner Great British Psychopath Survey ordentlich für Aufsehen gesorgt. Er wollte herausfinden, in welchen Berufen Menschen mit narzisstischen und psychopathischen Zügen besonders häufig anzutreffen sind. Die Ergebnisse waren so faszinierend wie beunruhigend – und wurden später von zahlreichen Forschern bestätigt. Spoiler-Alarm: Wenn du in bestimmten Branchen arbeitest, sind die Chancen deutlich höher, dass dein Chef oder deine Kollegin diese Eigenschaften mitbringt.

Bevor wir uns die Liste anschauen, lass uns eine Sache klarstellen: Wir reden hier nicht von klinisch diagnostizierten Persönlichkeitsstörungen. Die meisten Menschen mit narzisstischen Zügen bewegen sich auf einem Spektrum zwischen gesundem Selbstbewusstsein und problematischem Verhalten. Was sie vereint? Ein ziemlich ausgeprägtes Bedürfnis nach Bewunderung, die Neigung zur Selbstdarstellung und ein leicht überhöhtes Selbstbild. Narzissmus ist kein einfaches Merkmal, sondern eine komplexe Kombination verschiedener Eigenschaften.

Warum gibt es überhaupt Berufe, die Narzissten magisch anziehen?

Die Antwort ist eigentlich ziemlich simpel: Menschen suchen sich Jobs, die zu ihrer Persönlichkeit passen. Während introvertierte Typen vielleicht glücklich in einer Bibliothek oder einem Labor vor sich hinarbeiten, brauchen Menschen mit narzisstischen Zügen etwas anderes. Sie brauchen eine Bühne. Sie brauchen Aufmerksamkeit. Sie brauchen die Möglichkeit, andere zu beeinflussen oder zu kontrollieren. Und sie brauchen ständig Bestätigung dafür, wie großartig sie sind.

Wissenschaft.de veröffentlichte 2019 eine umfassende Übersicht über die Häufung narzisstischer Persönlichkeitsmerkmale in verschiedenen Berufsfeldern. Das Muster war eindeutig: Überall dort, wo Status, Sichtbarkeit und Macht im Mittelpunkt stehen, steigt die Wahrscheinlichkeit dramatisch, auf Menschen mit ausgeprägtem Narzissmus zu treffen. Das liegt nicht nur an der Selbstselektion – also dass sich diese Menschen bewusst oder unbewusst solche Jobs aussuchen. Die Strukturen in diesen Berufen belohnen oft auch genau diese Verhaltensweisen.

Die Top 7 Berufsfelder, in denen Narzissten sich wie zu Hause fühlen

1. Geschäftsführer, CEOs und Topmanager

Überrascht? Wahrscheinlich nicht. An der Spitze der Liste stehen Führungspositionen in Unternehmen, und das macht absolut Sinn. Wo sonst bekommst du so viel Macht, Aufmerksamkeit und die Möglichkeit, deine Vision über die von allen anderen zu stellen? Das Galileo-Institut bestätigte auf Basis von Duttons Forschung, dass Führungspositionen eine massive Überrepräsentanz von Menschen mit narzisstischen Zügen aufweisen. CEOs treffen Entscheidungen, die ganze Organisationen betreffen, stehen im Rampenlicht der Medien und werden für ihren Erfolg bewundert – manchmal sogar verehrt. Für jemanden mit narzisstischen Tendenzen ist das wie ein Freizeitpark für das Ego.

Hier wird es aber kompliziert: Narzisstische Eigenschaften können kurzfristig Vorteile bringen. Selbstvertrauen, Risikobereitschaft und Charisma sind nun mal Eigenschaften, die erfolgreiche Leader oft mitbringen. Das Problem entsteht erst, wenn diese Züge so ausgeprägt sind, dass Empathie komplett auf der Strecke bleibt und Entscheidungen nur noch dem eigenen Ego dienen statt dem Unternehmen.

2. Anwälte und Juristen

Der Gerichtssaal als Bühne – für Menschen mit narzisstischen Zügen ist der Anwaltsberuf oft wie maßgeschneidert. Es geht ums Gewinnen, ums Recht-Haben, ums Im-Mittelpunkt-Stehen. Besonders im Strafrecht oder bei großen Wirtschaftskanzleien trifft man überdurchschnittlich häufig auf Persönlichkeiten, die ein ziemlich ausgeprägtes Bedürfnis nach Anerkennung zeigen. Dr. Keita identifizierte 2025 in seiner Analyse explizit Anwälte und Juristen als eine der drei Hauptgruppen, in denen narzisstische Persönlichkeitsmerkmale besonders häufig auftreten. Die Kombination aus intellektuellem Wettbewerb, öffentlicher Wahrnehmung und der Möglichkeit, andere verbal zu dominieren, macht diesen Beruf besonders attraktiv für Menschen mit entsprechenden Charakterzügen.

Denk mal an die typischen Anwaltsserien im Fernsehen – die sind oft gar nicht so weit von der Realität entfernt. Die Drama-Queens und Drama-Kings im Anzug, die jeden Fall als persönlichen Kreuzzug behandeln? Die gibt es tatsächlich, und zwar nicht zu knapp.

3. Medienberufe: TV, Radio und Journalismus

Wer hätte das gedacht? Menschen, die ihr Gesicht gerne vor Kameras halten und ihre Meinung für so wichtig halten, dass Millionen sie hören sollten, neigen zu narzisstischen Zügen. Aber Spaß beiseite: Die Medienbranche – besonders Fernsehen, Radio und prominenter Journalismus – zieht Menschen an, die Aufmerksamkeit nicht nur mögen, sondern regelrecht brauchen. Sowohl Wissenschaft.de als auch Duttons Forschung nennen Medienberufe explizit in ihren Listen. TV-Moderatoren, Radio-Hosts und prominente Journalisten stehen buchstäblich im Rampenlicht. Sie werden von Tausenden oder Millionen Menschen gesehen, bewundert und manchmal sogar wie Celebrities behandelt.

Die ständige Bestätigung durch Einschaltquoten, Social-Media-Follower und öffentliche Anerkennung füttert direkt das Bedürfnis nach Bewunderung. Und anders als in vielen anderen Berufen bekommst du hier sofortiges Feedback – in Form von Likes, Shares und Kommentaren. Das ist wie eine Droge für narzisstische Persönlichkeiten.

4. Verkäufer und Sales-Manager

Im Vertrieb dreht sich alles um Überzeugungskraft, Charisma und das Gefühl, gewonnen zu haben. Menschen mit narzisstischen Zügen haben oft genau diese Eigenschaften in rauen Mengen – zumindest oberflächlich. Sie können charmant sein, selbstbewusst auftreten und haben null Probleme damit, sich selbst oder ihr Produkt als das Beste seit geschnittenem Brot zu verkaufen. Besonders in Führungspositionen im Vertrieb finden sich laut mehreren Studien überdurchschnittlich viele Menschen mit ausgeprägten narzisstischen Merkmalen. Der ständige Wettbewerb, die Möglichkeit, andere zu übertrumpfen, und die direkte Belohnung durch Provisionen und Anerkennung schaffen ein perfektes Umfeld für diese Persönlichkeitstypen.

5. Chirurgen und Ärzte in Spitzenpositionen

Hier wird es richtig spannend: Ausgerechnet im Gesundheitswesen, wo man doch Empathie und Fürsorge erwarten würde, tauchen narzisstische Züge überraschend häufig auf. Besonders bei Chirurgen zeigt sich dieses Muster deutlich, wie Wissenschaft.de in seiner Übersicht von 2019 explizit bestätigt. Warum? Chirurgen treffen Leben-und-Tod-Entscheidungen, werden für ihre Fähigkeiten bewundert und stehen hierarchisch oft an der Spitze medizinischer Teams. Sie operieren buchstäblich am offenen Körper – eine Position, die extremes Selbstvertrauen erfordert. Das Problem ist nur: Die Grenze zwischen gesundem Selbstvertrauen und narzisstischer Selbstüberschätzung kann manchmal ziemlich verschwimmen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass deine Chirurgin automatisch eine Narzisstin ist. Aber die Berufsstruktur zieht Menschen mit diesen Eigenschaften eben überdurchschnittlich an. Ein gewisses Maß an gesundem Narzissmus kann hier sogar hilfreich sein – wer will schon von jemandem operiert werden, der unsicher an seinen Fähigkeiten zweifelt?

6. Polizisten und Sicherheitskräfte

Macht und Autorität – zwei Dinge, die Menschen mit narzisstischen Zügen besonders anziehen. Bei der Polizei und anderen Exekutivkräften geht es um Kontrolle, Durchsetzungsfähigkeit und eine klare hierarchische Struktur. Für bestimmte Persönlichkeitstypen wirkt das wie ein Magnet. Duttons Great British Psychopath Survey identifizierte Polizisten als eine der Berufsgruppen mit erhöhter Präsenz narzisstischer und psychopathischer Merkmale. Das heißt nicht, dass alle oder auch nur die Mehrheit der Polizisten narzisstisch sind – aber der Beruf bietet ein Umfeld, in dem solche Züge existieren können und manchmal sogar als Durchsetzungsstärke positiv bewertet werden.

Die Uniform, die Autorität, die Möglichkeit, über andere zu bestimmen – all das kann für Menschen mit narzisstischen Tendenzen sehr verlockend sein. Problematisch wird es dann, wenn diese Macht missbraucht wird oder wenn mangelnde Empathie zu Fehlverhalten führt.

7. Geistliche und religiöse Führungspersonen

Das mag zunächst überraschend klingen – sollten religiöse Menschen nicht demütig und bescheiden sein? Aber denk mal genau nach: Geistliche stehen vor Gemeinden, werden als moralische Autoritäten angesehen und haben oft erheblichen Einfluss auf das Leben anderer Menschen. Für jemanden mit narzisstischen Zügen kann das extrem attraktiv sein. Sowohl Wissenschaft.de als auch Duttons Forschung nennen Geistliche explizit in ihren Listen. Die Verbindung zwischen spiritueller Autorität und narzisstischer Selbsterhöhung ist dabei gut dokumentiert. Menschen mit ausgeprägten narzisstischen Merkmalen können sich in religiösen Führungsrollen als Auserwählte oder Überbringer göttlicher Wahrheit inszenieren – eine perfekte Rechtfertigung für ihr überhöhtes Selbstbild.

Natürlich sind die meisten Geistlichen aufrichtig und bescheiden. Aber die Struktur religiöser Gemeinschaften – mit klaren Hierarchien, bedingungsloser Verehrung durch Gläubige und der Position als unantastbare moralische Instanz – kann narzisstische Tendenzen sowohl anziehen als auch verstärken.

Was bedeutet das für deinen Arbeitsalltag?

Jetzt kennst du die sieben Berufsfelder, in denen Narzissten besonders häufig anzutreffen sind. Aber was machst du mit dieser Information? Erstens: Kein Grund zur Panik. Nicht jeder CEO, Anwalt oder Chirurg ist automatisch ein toxischer Narzisst. Wir sprechen hier von statistischen Tendenzen, nicht von absoluten Wahrheiten. Zweitens: Dieses Wissen kann dir helfen, bestimmte Verhaltensmuster besser zu verstehen. Wenn dein Chef ständig im Mittelpunkt stehen muss oder deine Kollegin aus dem Vertrieb kein echtes Interesse an anderen zeigt – das könnte mit narzisstischen Zügen zusammenhängen, die in diesen Berufsfeldern eben häufiger vorkommen und dort manchmal sogar belohnt werden.

Drittens: Narzisstische Züge sind ein Spektrum. Manche Menschen haben ein gesundes Selbstbewusstsein und Ehrgeiz – Eigenschaften, die in Führungspositionen durchaus hilfreich sind. Problematisch wird es erst, wenn mangelnde Empathie, Manipulation und das rücksichtslose Streben nach Bewunderung das Verhalten dominieren.

Wie gehst du mit narzisstischen Kollegen um?

Wenn du erkennst, dass du mit jemandem arbeitest, der ausgeprägte narzisstische Züge zeigt, gibt es einige Strategien, die dir helfen können. Verstehe zunächst, dass du ihr Verhalten wahrscheinlich nicht ändern wirst. Narzissten haben selten Einsicht in ihre eigenen Muster – genau das macht sie ja zu Narzissten. Setze klare Grenzen. Menschen mit narzisstischen Zügen testen oft aus, wie weit sie gehen können. Professionelle, aber feste Grenzen helfen dabei, dich selbst zu schützen. Dokumentiere wichtige Interaktionen, besonders wenn es um Entscheidungen oder Verantwortlichkeiten geht. Narzissten neigen dazu, Geschichten zu ihren Gunsten umzudeuten.

Füttere das Ego nicht unnötig, aber vermeide auch direkte Konfrontationen. Narzisstische Menschen können sehr rachsüchtig reagieren, wenn sie sich angegriffen fühlen. Suche dir Verbündete und Unterstützung, sei es bei anderen Kollegen, der Personalabteilung oder einem Therapeuten, wenn die Situation deine psychische Gesundheit beeinträchtigt.

Die Wissenschaft dahinter: Warum diese Muster so robust sind

Die psychologische Forschung erklärt diese Berufswahl-Muster durch mehrere Mechanismen. Erstens gibt es die Selbstselektion: Menschen mit narzisstischen Zügen wählen bewusst oder unbewusst Berufe, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Zweitens gibt es strukturelle Verstärkung: Einmal in solchen Berufen angekommen, werden narzisstische Verhaltensweisen oft belohnt, was sie weiter verstärkt. Drittens spielt auch die Organisationskultur eine Rolle. In manchen Branchen – besonders in hochkompetitiven Umfeldern wie dem Topmanagement oder der Medienbranche – wird ein gewisser Grad an Selbstdarstellung und Ellbogenmentalität nicht nur akzeptiert, sondern geradezu erwartet.

Duttons Great British Psychopath Survey und nachfolgende Studien haben gezeigt, dass diese Muster robust sind – sie zeigen sich über verschiedene Kulturen und Zeiträume hinweg. Das deutet darauf hin, dass hier tatsächlich grundlegende psychologische Mechanismen am Werk sind, keine Zufälle.

Die positive Seite: Nicht alles ist schwarz oder weiß

Nicht alle narzisstischen Züge sind automatisch negativ. Ein gewisses Maß an Selbstvertrauen, Ehrgeiz und dem Wunsch nach Anerkennung kann durchaus motivierend und leistungsfördernd sein. Manche der erfolgreichsten Innovatoren, Künstler und Führungspersönlichkeiten hatten oder haben narzisstische Züge. Das Problem entsteht erst, wenn diese Eigenschaften außer Kontrolle geraten und auf Kosten anderer ausgelebt werden. Wenn Empathie völlig fehlt, wenn Manipulation zur Norm wird, wenn das eigene Ego wichtiger ist als das Wohl der Menschen um einen herum – dann wird aus gesundem Selbstbewusstsein toxischer Narzissmus.

Die Forschung zeigt uns nicht, dass diese sieben Berufe schlecht sind oder gemieden werden sollten. Sie zeigt uns lediglich, wo bestimmte Persönlichkeitsmerkmale gehäuft auftreten. Und dieses Wissen kann uns helfen, berufliche Dynamiken besser zu verstehen, uns selbst besser einzuschätzen und klüger mit schwierigen Persönlichkeiten umzugehen. Die Wahrheit ist: Diese Berufe brauchen oft Menschen mit starker Persönlichkeit, Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen. Die Herausforderung besteht darin, diese Eigenschaften zu nutzen, ohne dabei die Empathie und das Bewusstsein für andere zu verlieren. Das ist die Balance, die den Unterschied macht zwischen einem selbstbewussten Leader und einem toxischen Narzissten.

Erkennst du dich oder jemanden aus deinem Umfeld in dieser Liste wieder? Vielleicht arbeitest du ja genau in einem dieser Felder und fragst dich jetzt, was das über dich aussagt. Oder du verstehst endlich, warum dein Chef, dein Anwalt oder dein super erfolgreicher Cousin im Vertrieb sich manchmal so verhält, wie er sich verhält. Wissen ist Macht – auch wenn es um die manchmal unangenehme Wahrheit über unsere Arbeitswelt geht.