Sie zahlen für regionale Erdbeeren zu viel, dieser einfache Trick entlarvt die Täuschung im Supermarkt

Erdbeeren gehören zu den beliebtesten Früchten in deutschen Haushalten. Doch während wir die süßen roten Früchte genießen, bleiben viele wichtige Fragen ungeklärt: Woher stammen die Erdbeeren wirklich? Warum sind die Angaben auf der Verpackung oft so verwirrend? Und wie können Verbraucher sicherstellen, dass sie tatsächlich das bekommen, was sie erwarten?

Gesetzliche Vorgaben und die Realität im Supermarktregal

Bei frischem Obst und Gemüse ist die Herkunftsangabe gesetzlich vorgeschrieben. Nach der EU-Verordnung 1182/2007 müssen Verbraucher über das Ursprungsland informiert werden. Doch zwischen rechtlichen Vorgaben und der Realität klafft oft eine erhebliche Lücke. Erdbeeren werden häufig mit Angaben versehen, die zwar formal korrekt sind, aber den tatsächlichen Ursprung verschleiern oder zumindest nicht transparent darstellen.

Das Hauptproblem liegt in der Präsentation dieser Informationen. Während auf der Vorderseite der Verpackung häufig Bilder von idyllischen Landschaften oder nationale Symbole zu sehen sind, versteckt sich die eigentliche Herkunftsangabe in kleiner Schrift auf der Rückseite oder am Boden der Schale. Manchmal finden sich dort gleich mehrere Länder aufgelistet – ein deutliches Zeichen dafür, dass die Früchte aus verschiedenen Quellen stammen können.

Verpackungsdesign als Täuschungsmanöver

Die optische Gestaltung von Erdbeerverpackungen spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung der Verbraucher. Nationale Farben, Landschaftsbilder oder Formulierungen wie „nach traditioneller Art“ erwecken den Eindruck regionaler oder zumindest inländischer Herkunft. Diese visuelle Kommunikation steht oft im Widerspruch zu den tatsächlichen Herkunftsangaben.

Besonders problematisch wird es, wenn Unternehmen mit ihrem Firmensitz oder ihrer Markengeschichte werben, die Früchte aber aus völlig anderen Regionen beziehen. Ein Verpackungslabel, das heimatliche Gefühle weckt, sagt nichts über den tatsächlichen Anbauort der Erdbeeren aus. Rechtlich bewegen sich solche Praktiken oft in einer Grauzone, die Verbraucher jedoch systematisch in die Irre führt.

Mehrfachnennung von Ländern und was dahintersteckt

Wer genau hinsieht, findet auf vielen Erdbeerverpackungen Angaben wie „Herkunft: Spanien/Marokko/Ägypten“ oder ähnliche Kombinationen. Diese Mehrfachnennungen sollten als Warnsignal verstanden werden, dass der Händler oder Verpackungsbetrieb Früchte aus verschiedenen Ländern bezieht und je nach Verfügbarkeit, Preis oder Saison in dieselbe Verpackung füllt.

Die Durchführungsverordnung der EU 2018/775 erlaubt diese Praxis ausdrücklich. Für den Verbraucher bedeutet dies: Es ist unmöglich zu wissen, aus welchem der genannten Länder die Erdbeeren in der konkreten Packung tatsächlich stammen. Diese Vorgehensweise ist zwar legal, solange alle möglichen Herkunftsländer genannt werden, verhindert aber eine informierte Kaufentscheidung. Wer bewusst Erdbeeren aus bestimmten Regionen bevorzugt oder meiden möchte – sei es aus Gründen der Transportwege, Anbaumethoden oder politischen Überzeugungen – hat keine Möglichkeit, dies zu tun.

Die Tücken der „Verpackt in“-Angabe

Eine weitere Quelle der Verwirrung ist die Unterscheidung zwischen Anbauland und Verpackungsland. Die Angabe „Verpackt in Deutschland“ oder „Abgepackt in Deutschland“ klingt zunächst beruhigend, sagt aber absolut nichts über den Ursprung der Früchte aus. Erdbeeren können in Nordafrika geerntet, nach Deutschland transportiert, hier umgepackt und mit entsprechenden Labels versehen werden.

Seit dem 1. April 2020 regelt die Durchführungsverordnung EU 2018/775, dass wenn das Ursprungsland eines Lebensmittels angegeben ist, dies jedoch nicht mit dem Ursprungsland der primären Zutat übereinstimmt, dann auch das Ursprungsland der primären Zutat angegeben werden muss. Diese Praxis ist besonders bei Discountern und großen Handelsketten verbreitet, die zentrale Verpackungsstationen betreiben. Die Früchte durchlaufen dort Sortier- und Verpackungsprozesse, bei denen sie in Schalen mit landessprachigen Etiketten verpackt werden. Der Verbraucher erhält den Eindruck eines kurzen Transportwegs, während die Erdbeeren tatsächlich Tausende Kilometer zurückgelegt haben.

Food Fraud: Wenn deutsche Erdbeeren keine sind

Das Problem geht über irreführende Verpackungen hinaus. Dokumentierte Fälle zeigen, dass es bei Erdbeeren zu bewussten Falschdeklarationen kommt. Das Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg hat 2019 eine Untersuchung durchgeführt, bei der 38 Erdbeeren-Proben mittels Stabilitätisotopenanalyse überprüft wurden. Von den 18 als „Deutschland“ deklarierten Proben konnten Falschkennzeichnungen nachgewiesen werden.

Der wirtschaftliche Anreiz für solche Täuschungen liegt auf der Hand: Deutsche Erdbeeren erzielen zu Beginn der Saison aufgrund geringerer Verfügbarkeit höhere Preise als importierte Treibhausware. Die Versuchung, ausländische Erdbeeren als deutsche zu deklarieren, ist entsprechend groß. Für Verbraucher, die bereit sind, mehr für regionale Produkte zu zahlen, bedeutet dies eine direkte finanzielle Schädigung.

Saisonale Unstimmigkeiten als Warnsignal

Ein wichtiger Hinweis auf verschleierte Herkunft sind Erdbeeren außerhalb der regionalen Saison. Während heimische Erdbeeren in der Regel von Mai bis Juli verfügbar sind, finden sich die roten Früchte ganzjährig in den Regalen. Frühe Erdbeeren im März oder April stammen mit Sicherheit nicht aus dem regionalen Freilandanbau, auch wenn die Verpackung dies suggeriert.

Gewächshausanbau in südlichen Ländern, beheizte Kulturen oder Importe aus der südlichen Hemisphäre machen das ganzjährige Angebot möglich. Treibhausware aus dem Ausland ist das ganze Jahr über zu günstigeren Preisen verfügbar. Diese Information fehlt jedoch meist vollständig. Verbraucher, die glauben, mit dem Kauf von Erdbeeren im Frühjahr heimische Landwirtschaft zu unterstützen, werden durch unklare Kennzeichnungen systematisch getäuscht.

Qualitäts- und Sicherheitsaspekte bei unklarer Herkunft

Die verschleierte Herkunft ist nicht nur eine Frage der Transparenz, sondern betrifft auch Qualität und Lebensmittelsicherheit. Verschiedene Länder haben unterschiedliche Standards bei der Pestizidanwendung, Bewässerung und Ernte. Ohne klare Herkunftsangabe können Verbraucher nicht nachvollziehen, welchen Regelungen die Früchte unterliegen.

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln sind bei Erdbeeren ein wiederkehrendes Thema in Verbraucherschutztests. Die Möglichkeit, die Herkunft präzise zu identifizieren, würde es Verbrauchern ermöglichen, informierte Entscheidungen zu treffen und gegebenenfalls auf Produkte aus Ländern mit strengeren Kontrollen zurückzugreifen.

Worauf Verbraucher beim Kauf achten sollten

Trotz der Herausforderungen gibt es Strategien, um sich vor irreführenden Herkunftsangaben zu schützen. Zunächst lohnt sich der genaue Blick auf das Kleingedruckte. Die eigentliche Herkunftsangabe findet sich oft auf der Unterseite der Verpackung oder auf einem separaten Etikett.

Vorsicht ist geboten bei vagen Formulierungen oder bildlichen Darstellungen, die nicht durch konkrete Angaben gestützt werden. Der Kauf von saisonalen Erdbeeren aus der Region bietet die größte Sicherheit. Direktvermarkter, Wochenmärkte oder Hofläden können in der Regel präzise Auskunft über Anbauort und -methoden geben. Auch bei Bio-Produkten ist die Rückverfolgbarkeit oft besser, da die Zertifizierung strengere Dokumentationspflichten mit sich bringt.

Praktische Tipps für den Einkauf:

  • Immer das Kleingedruckte auf der Unterseite der Verpackung prüfen
  • Mehrfachnennungen von Ländern kritisch hinterfragen
  • Auf die Saison achten: heimische Erdbeeren gibt es hauptsächlich von Mai bis Juli
  • Direktvermarkter und Wochenmärkte bevorzugen
  • Bei Bio-Produkten ist die Rückverfolgbarkeit meist transparenter

Rechtliche Lücken und ihre Folgen

Die aktuelle Gesetzeslage bietet Schlupflöcher, die von Händlern und Verpackungsbetrieben systematisch genutzt werden. Während bei verarbeitetem Obst – etwa in Joghurt oder Marmelade – überhaupt keine Herkunftskennzeichnung vorgeschrieben ist, müssen frische Erdbeeren zwar gekennzeichnet werden, aber die Art und Weise lässt viel Spielraum für irreführende Praktiken. Sobald Obst zu Konserven verarbeitet oder tiefgefroren wird, entfällt die Pflicht zur Angabe des Ursprungslandes komplett.

Verbraucherschutzorganisationen fordern seit Jahren strengere Regelungen. Die Plattform Lebensmittelklarheit fordert explizit, dass die Angabe des Ursprungslandes für jedes Lebensmittel sowie für dessen primäre Zutat verpflichtend sein sollte. Die Organisation kritisiert die aktuelle Rechtslage als unbefriedigend und fordert die Bundesregierung auf, sich für verbesserte Kennzeichnung einzusetzen. Eine Pflicht zur Angabe des genauen Herkunftslandes auf der Vorderseite der Verpackung in gut lesbarer Schrift würde die Transparenz erheblich erhöhen. Auch eine klarere Trennung zwischen „Verpackt in“ und „Erzeugt in“ wäre ein wichtiger Schritt.

Die Macht des bewussten Konsums

Wer konsequent nach transparenten Herkunftsangaben fragt und Produkte mit unklarer Kennzeichnung meidet, sendet ein Signal an Händler und Hersteller. Die Nachfrage nach Transparenz kann langfristig zu besseren Kennzeichnungspraktiken führen. Das Bewusstsein für saisonale und regionale Produkte wächst stetig.

Erdbeeren im Winter mögen verlockend sein, aber die ökologischen und sozialen Kosten langer Transportwege sowie die Intransparenz der Herkunft sollten in die Kaufentscheidung einfließen. Wer sich die Zeit nimmt, Herkunftsangaben kritisch zu prüfen und nachzufragen, trägt zu einem transparenteren Lebensmittelmarkt bei. Die wissenschaftlich nachgewiesenen Fälle von Food Fraud zeigen, dass kritisches Hinterfragen berechtigt und notwendig ist. Nur durch bewusste Kaufentscheidungen können Verbraucher den Druck auf Handel und Politik erhöhen, endlich für mehr Klarheit und Ehrlichkeit bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln zu sorgen.

Woher kamen deine letzten Erdbeeren wirklich?
Keine Ahnung ehrlich gesagt
Stand definitiv auf der Packung
Regional vom Wochenmarkt gekauft
Mehrere Länder waren aufgelistet
Habe nie aufs Kleingedruckte geschaut

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